Dienstag, 26. Dezember 2006

ANINA: Durst. Dystopie. Polyamorie.


3985: DIE NEIDSUCHT UND DER EIFER
Seh ich Dich, läuft mir der Geifer
Ich krieg den Rachen nicht voll
Verdurste noch im Trinken
Ich weiß doch selbst nicht, was das soll!
Mein Fleisch fängt an zu stinken

Schon Dein kleiner Seitenblick
Schürt den Durst nach noch mehr Glück
Im Herzen, im Hoden
Träum ich mich in die Luft zurück
Hoch über den Boden

Doch
auf
einmal
schlage ich die Träume tot.
Tototototototototot!
Mach die Tugend zur Not.
Wir wollen ja niemanden verletzen
höchstens
uns selbst.

(DIE LIEDSUCHT UND DAS SEHNEN:)

Und ich forme dir ein Lied
Aus den Kurven deiner Brust
Und ich gieße dir ein Lied
Aus den Säften unsrer Lust
Und ich stehle dir ein Lied
Aus dem unbewohnten Haus
Und ich grabe dir ein Lied
Zwischen toten Träumen aus

Samstag, 2. Dezember 2006

Landstreicher in der Landstraßennacht

(Unser Auto wird nicht besser dadurch, dass wir es Car nennen)



RRRRRRrrrrrrrmmmm über die Landstraße, immer rauf die Landsberger, Märkische Allee hoch, Ahrensfelde vorbeizischen sehn und dann durch die Maisfelder bis Schwanebeck. Paul hält traurig das Steuer:

Na klar, alter Freund. Da gabs mal die VW-Reklame, da hat Nick Drake immer Pinkpink Mooooon zu gesungen. Das war noch ein Lebensgefühl. Wir immer durch die Nacht durch und am nächsten Tag bis Mittags schlafen. Et Parentes nostri: Kopfschütteln. - Leckt mich doch. Die Nacht ist unser Zuhause.
Pink Moon: Jetzt scheint immer nur noch der Mond, auch wenn eigentlich Tag sein sollte. Das ist doch stinklangweilig, wenn die Sonne fehlt als Gegenpol. Stinklangweilig und todtraurig. Von der Erde aus sind Mond und Sonne gleich groß, gleich wichtig, gleich lebensspendend.

Ich spucke aus dem Fenster:

Mensch, Keule, du musst dit lockerer nehmen. Das Leben muss Spaß machen! Ist der Song aufm Mixtape zu melancholisch, dann drückste einfach Fast Forward (Dit wird mein neuer Lieblingspruch! Kommt gleich ins StudiVZ.) Und dann singen wir zusammen: es Zappeln die Pappeln, es Zuppeln die Puppen, es Zippeln die Pimmel! So und immer lauter: Da Capo! Lifestyle = Jugendlichkeit = das pralle Leben!

Dawai, Dawai, Dawai, Dawai, Dawai - ausversehen bist du frei!
Wie ein Luftballon.
Allez, allez, allez, allez, allez hopp - keiner weint, keiner ruft Stopp!
In diesem Song.


Wir steigen bei Karow aus. Paul wirft einen bunten Ball ins Gebüsch und ich filme. Er trägt Pornobrille und Haarreif, die Passanten denken sich ihren Teil. Wir klettern auf einen Baum und können Annettes Haus erkennen, die Schaukel, ihren immerfröhlichen Hund im Garten. Pauls Augen kucken traurig und wütend.
Auf dem Rückweg kann er's nicht mehr halten:

Ach, du armer Positivist: halt die Schnauze. Warum lässt mich niemand heulen? Warum wollen mich alle trösten? Ich will das nicht.
Gestern habe ich wieder eine Hommage gedichtet. Diesmal an Bert Brecht, der dürfte dir ja noch ein bisschen bekannt sein aus der Zeit, als Jan immer Papierkügelchen nach Frau Grützschlaf geworfen hat.

An die Ungeborenen:

Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
Der Lachende
Hat die furchtbare Nachricht
Nur noch nicht empfangen.

Was sind das für Zeiten, wo
ein Gespräch über Heiterkeiten fast eine Heldentat ist,
weil es ein Schweigen über so viel Traurigkeit einschließt!


Paul keucht. Na, den bringen wir schon wieder zum Lachen!

Dienstag, 28. November 2006

Der alte Traum von Arkadien

Die grauen Betonplatten der Armenviertel dämmern mir selbst durch die dunkle Winternacht entgegen.

HEUTE:
Der Pennermensch (ob Mann oder Frau ist nicht mehr zu erkennen) in der Schlange vor mir kauft zehn Flaschen Bier, und ich weiß ja, dass er sie alle nacheinander trinken wird. Die Zehnjährige, die ihren Tag ohne Kloreiniger nicht mehr aushält, kotzt mir auf dem Nachhauseweg vor die Füße. - Da, bittesehr!
Eine Möwe ist tot aus dem Himmel auf unseren Balkon gefallen, beim Aufschlag hat sich ihr Kopf verdreht und ist zur Hälfte abgerissen, ich kann die Luftröhre zwischen den blutverkrusteten Federn erkennen. Wenn ich noch näher rangehe, sehe ich die ersten Käfer, die am lauwarmen Fleisch nagen. Ich will sie aufheben und streicheln, die Käferlein.

Ich sehne mich unbändig nach Sonnenschein, meinmeinmein Sonnenschein, komm ich lad' dich ein, mein Sonnenschein.

ARKADIEN:



Auf einer grünen Bergwiese liegen, von der Sonne beschienen werden, den Peter beim Schafehüten beobachten, ins Tal runterschauen, der Lisl beim Heugabeln zusehen, den Amseln Brotstückchen hinwerfen, dem Dorfpastor zuwinken: - Grüß Gott!
Der ruft mir zu: - Do staunst, was? Hier isch die Welt noch heil, ein Paradiesch auf Erden. Heile Welt. Und diese Landschaft!

Alles Heil.

- HEIL HITLER! schreit Lucius Bruckhardt:

- Tahiti,
[also Tahiti = das Paradies, nicht wahr? das ist doch einzusehen, dass Tahiti hier für das arkadische Paradies steht!]
- Tahiti ist ein verlassener Truppenübungsplatz. Nur wo der Mensch die Natur gestört hat, wird die Landschaft wirklich schön. Nur wo der Wald gefällt wurde, gedeihen Blumen. Nur wo die Panzer ihre Furchen gezogen haben, entsteht ein Biotop. Das Paradies war nicht deshalb friedlich, weil der Löwe mit dem Schaf zusammen graste - was ohnehin unwahrscheinlich ist -, sondern weil es in Wirklichkeit ein Schlachtfeld war.

Und weiter:

- Die Natur ist heute nicht mehr auf dem Lande, die Bauern haben sie längst kaputtgemacht. Die Natur ist in der Stadt, allenfalls am Stadtrand, in Kiesgruben, auf Baustellen, in verlassenen Fabrikarealen, alten Steinbrüchen, Abraumhalden, zwischen Rangiergleisen, längs der Mauer, und eben aufgehoben bei der Wehrmacht.
Die Natürschützer dürfen heute nicht mehr die Gebiete absperren und warten, bis sich die richtige Flora entwickelt hat; vielmehr müssen sie darauf achten, daß die alten Schädigungen weitergehen. Daß hin und wieder nochmals Torf gestochen wird, Steine abgebaut werden, Kies ausgehoben wird und durch die Dönche hin und wieder ein Pänzerchen fährt. Sonst ist dort auf einmal keine Landschaft mehr.

[nachzulesen in: L.B.: Warum ist Landschaft schön? Falls das ein Nimmersatt wissen will.]

Das Zitat ist selbstverständlich aus dem Kontext gerissen --- genauso wie mein Atem in dieser düstergrauen Greifswaldheit.

Donnerstag, 23. November 2006

Für die nicht wissen wie... gut es Tristan ging

Des nahtes, dô diu schoene lac,
ir triure unde ir trahte pflac
nâch ir trûtamîse,
nu kam geslichen lîse
zuo der kemenâten în
ir amîs unde ir arzâtîn,
Tristan und diu Minne.
Minne diu arzâtinne
si vuorte ze handen
ir siechen Tristanden.
ouch vant s´Îsôte ir siechen dâ.
die siechen beide nam si sâ
und gab in ir, im sîe
ein ander z´arzâtîe.

wer haete ouch dise beide
von dem gemeinem leide
vereint unde bescheiden
wan einunge an in beiden,
der stric ir beider sinne?
Minne diu strickaerinne
diu stricte zwei herze an in zwein
mit dem stricke ir süeze in ein
mit alsô grôzer meisterschaft,
mit alsô wunderlîcher craft,
daz sie unreloeset wâren
in allen ir jâren.

===================================

Als die Schöne nachts dalag
und ihren traurigen Gedanken nachhing
über ihren Liebsten,
da kamen sie leise hereingeschlichen
in ihre Kammer
ihr Geliebter und ihre Ärztin
Tristan und die Liebe.
Die Ärztin Liebe
führte an der Hand
ihren Patienten Tristan
und fand auch ihre Kranke, Isolde, dort.
Sie nahm die beiden Kranken
und gab ihn ihr und sie ihm
einander als Medizin.

Was hätte auch diese beiden
von ihrem gemeinsamen Kummer
getrennt und geschieden
als die Vereinigung der beiden,
die Fessel ihrer Sinne?
Die Verstrickerin Liebe
fesselte ihre zwei Herzen
mit dem Band der Süße aneinander
in so großer Vollendung
mit solcher wunderbaren Gewalt,
dass sie unlösbar verbunden waren
für den Rest ihres Lebens.

Ett drömspel. / habe ich dazugelernt vielleicht

Christine. Ich kleistere, ich kleistere!
Die Tochter. Du sperrst einem die Luft ab! Ich ersticke!...
Christine. Jetzt ist nur noch ein kleiner Spalt offen!
Die Tochter. Luft, Luft! Ich kann nicht atmen!
Christine. Ich kleistere, ich kleistere!
Der Advokat. Das ist recht, Christine, die Wärme ist kostbar!
Die Tochter. Oh, es ist, als ob du mir den Mund zuleimtest!
Christine. Ich kleistere, ich kleistere!
Der Advokat. Nun, ich gehe.
Die Tochter. Oh, wie das Schloß kreischt; es ist so als pressest du die Federn meines Herzens zusammen.
Der Advokat. Ich presse, ich presse …
Die Tochter. Tu’s nicht!
Der Advokat. Ich presse …
Die Tochter. Nein!
Der Advokat. Ich presse …

Sonntag, 12. November 2006

!UrF1ZUGNACHDLAWSFIERG#1802!$%?

NI76HEMEH(/()R#WERTTTTHN'DENWIßü90R W()=IEDE++++++++~\RSOJUUUUUUUUUUUUUUUUUUNGZU-
SA,,,,,,_MOMONOEONKÖOMM?%E§"/N!!!!!

Freitag, 10. November 2006

Jasmin Hopp

Picassos Jacqueline Roque
erinnert mich
immer
an unsere Jasmin Hopp.

Montag, 16. Oktober 2006

Polierte Fassaden



Morgen kommen Silvia und Horsti zum 550. Geburtstag, dann ist vor allem großes Polizei-Remmidemmi.

Heute Morgen war in großen Graffiti-Lettern auf der frisch renovierten Fassade des Uni-Hauptgebäudes zu lesen: E.M.ARNDT = ANTISEMIT.
Ein kritischer Aktivist hat wohl die Schwärze der Nacht benutzt, um die schwarze Geschichte der Ernst-Moritz-Arndt-Universität zu problematisieren.

Ob Horsti den Schriftzug noch zu sehen bekommt? Irgendwie wäre das doch witzig. Aber die Hochschulleitung ist stark und die Maler sind schnell. Ich hoffe...





Nachtrag 22:29 :
Mein Herz schmerzt nun in tiefem Schmerz
Ein weißelnder Weißler hat den Schandfleck ausgemerzt.

Sonntag, 15. Oktober 2006

Die Prinzessin

Na, und gestern waren wir dann im Radio und haben wieder in Windeseile ein Hörspiel aufgenommen, das war TuchOlSky glaub ich (Schloß Gripsholm bei Mariefred). Und Prinzessin Charlotte - eine herrliche Person! - schnackte immer im besten Platt die Texte, da hat sich Kurt in seinem Grab in Mariefred vor Lachen gekugelt, dass die Knochen klapperten.

Harre Gott, nein! ... Da ische den Strom, da bin ich sozusagen an groß gieworn! Da wohnt scha Giorch Fitschä und min oll Wiesendörpsch, un in das nüdliche lütte Haus, da wohnt Tola Simonn, den sind solche netten Menschen, as es auf diese ausgeklürte Welt sons gah nich mehr gibt.

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-closed-
Ich wohne seit Monaten nicht mehr am Bodden. Und überhaupt....
Anselmus - 6. Mai, 02:41
Schlingensiefs Kotze...
Der Ford-Händler gegenüber hat sämtliche Ausstellwagen...
Anselmus - 16. Jun, 15:32
DANKESEHR. Sag mal, hast...
DANKESEHR. Sag mal, hast du zufällig nen Fernseher...
Anselmus - 15. Nov, 17:32

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