Stadt des Lichts
Das war kein hervorragender Film, den uns das Central-Kino gestern abend zeigte; unsere Erwartungen an die junge deutsche Independentkunst wurden nicht zur Gänze erfüllt. Die Zuschauer sahen sich in einer mißlichen Lage und waren glücklicherweise so gut erzogen, den Film in dieser peinlichen Phase lieber ungestört zu lassen (die Anständigen verließen den Saal sehr früh, die Gaffer gingen erst später). Als schließlich Dennis und ich mit dem Film allein waren, hätten auch wir uns taktvoll zurückziehen sollen. Aber der Film bat uns, zu bleiben: Wir sollten ihn nicht zurücklassen, er wolle uns auf den abschließenden Metern noch sein schmerzvollstes Inneres offenbaren. Wir bissen uns verstohlen auf die Zunge und begleiteten den Film auf seinem letzten Gang. Die Agonie dauerte länger als eine kleine Ewigkeit. Als irgendwann die letzten zuckenden Krämpfe vorüber waren und sich der Saal in den schwärzesten aller Räume verwandelt hatte, fühlten Dennis und ich und ich auch nicht mehr sehr lebendig.
Auf dem Heimweg durch das regennächtliche Berlin schlug Dennis vor: Gerade weil dieser Film sämtliche Erwartungen unterlief, auf unsympathische Art durchgängig enttäuschte, brachte er die Zuschauer zum Nachdenken. Insofern gab uns der Film eine ganze Menge, bereicherte uns mehr als die übliche Standardware: sagt Dennis. Die Binäropposition als Symbol unserer jugendlichen Wahrnehmung: Einen guten Film gut nennen darf nur, wer schon den schlechtesten Film schlecht genannt hat.
Auf dem Heimweg durch das regennächtliche Berlin schlug Dennis vor: Gerade weil dieser Film sämtliche Erwartungen unterlief, auf unsympathische Art durchgängig enttäuschte, brachte er die Zuschauer zum Nachdenken. Insofern gab uns der Film eine ganze Menge, bereicherte uns mehr als die übliche Standardware: sagt Dennis. Die Binäropposition als Symbol unserer jugendlichen Wahrnehmung: Einen guten Film gut nennen darf nur, wer schon den schlechtesten Film schlecht genannt hat.
Anselmus - 26. Aug, 15:41