Wir nicht; jamais!
Du, der Salvador Dalí geht mir auf die Nerven. Er kritzelt überall in die Löcher in seinem Schweizer Käse "ma mère" (das ist im Bild nicht gut zu sehen, musst Du wissen) und nennt das Bild "Das Rätsel der Begierde". Ja, Dalí ist scharf auf seine Alte, und kann dafür noch Freud verantwortlich machen, der hat's ihm erklärt. Andere große Menschen der Kunst brauchen keine inzestuösen Anspielungen, um den Durchschnittsmenschen hinter sich zu lassen.
Da ist zum Beispiel Thomas Bernhard. Der sagt dreist - und er weiß ganz genau, dass es bloß Marketing ist - : Niemand konnte jemals so gut übertreiben wie ich. Eigentlich bin ich der einzige Mensch, der das Übertreiben beherrscht. Ja, da hat Bernhard sein Markenzeichen weg.
Sartre damals ging aber noch weiter: Sartre ekelte sich vor sich selbst und Sartre ekelte sich selbst vor dem Nobelpreis. Jeder normale Mensch freut sich über einen Nobelpreis, selbstverständlich! Nur Sartre nicht. Ich finde, es ist letztendlich pure Selbstdarstellung, den Preis auszuschlagen.
Weißt Du, neulich habe ich sogar bei Max Frisch eine glänzende, überflüssige Attitüde entdeckt: Er hat ganz öffentlich Komplexe wegen seines Jugendfreundes W., der seine Werke nämlich alle durch die Bank geschmacklos fand und ihn deshalb niemals auf seine Bücher ansprach. Jedoch: Mit genau dieser Geschichte von seinem Jugendfreund W. füllt Frisch wieder neue Bücher, c'est l'ironie. Konsequent mit Arsch in der Hose wäre gewesen: Mit dem Schreiben aufhören.
Aber das ist ja alles nichts neues; besonders zu sein, galt dem Menschen schon immer als das beste Kleid. Nimm den alten Abraham: Ihm sagte der Unbegreifliche höchstpersönlich, dass er was besonderes ist, auserwählt sozusagen (Gen 12, 16). Das hat sich dann sogar auf alle seine Nachkommen übertragen. Ganze Völker voller fürchterlich überdurchschnittlicher Menschen entstanden so.
Wenn schon die großen Größen der Welt ihre ganz persönlichen Eigenheiten pflegen, dann wundert es dich sicher nicht, dass der Ausverkauf der Individualität auch am Bodensatz der Kultur stattfindet:
Da sind Die Ärzte, die kennen nur einen Gott: Belafarinrod. Achwas: Die Claudia spielt am liebsten mit ihrem Schäferhund. Da staunen Millionen Teenager und halten Die Ärzte für famose Revoluzer!
Na ja, und Sarah Kuttner macht natürlich auch ganz anders Fernsehen als alle anderen.
Selbst das amerikanische Mädchen aus dem Videoblog, das ich eben gesehen habe, interpretiert mit süßen Handpuppen coole Rapsongs, filmt sich dabei und ist furchtbar individuell.
Weißt Du, die großen und kleinen Künstler: sie malen und schreiben alle in buntesten Farben ein Bild von sich, das sie unterscheidet voneinaner und untereinander, das sie aber gerade deshalb letztendlich und schließlich doch umso mehr vereint im Sumpf der Individualität. (Hey, das hab ich gut gesagt, oder? Aus uns werden noch Schriftsteller!)
Aber - und das macht mich ganz froh, weißt Du - aber wir zwei, wir sind niemals einzigartig in unserer Gewöhnlichkeit. Das ist auch irgendwie viel schwieriger, hab ich gelesen.
Da ist zum Beispiel Thomas Bernhard. Der sagt dreist - und er weiß ganz genau, dass es bloß Marketing ist - : Niemand konnte jemals so gut übertreiben wie ich. Eigentlich bin ich der einzige Mensch, der das Übertreiben beherrscht. Ja, da hat Bernhard sein Markenzeichen weg.
Sartre damals ging aber noch weiter: Sartre ekelte sich vor sich selbst und Sartre ekelte sich selbst vor dem Nobelpreis. Jeder normale Mensch freut sich über einen Nobelpreis, selbstverständlich! Nur Sartre nicht. Ich finde, es ist letztendlich pure Selbstdarstellung, den Preis auszuschlagen.
Weißt Du, neulich habe ich sogar bei Max Frisch eine glänzende, überflüssige Attitüde entdeckt: Er hat ganz öffentlich Komplexe wegen seines Jugendfreundes W., der seine Werke nämlich alle durch die Bank geschmacklos fand und ihn deshalb niemals auf seine Bücher ansprach. Jedoch: Mit genau dieser Geschichte von seinem Jugendfreund W. füllt Frisch wieder neue Bücher, c'est l'ironie. Konsequent mit Arsch in der Hose wäre gewesen: Mit dem Schreiben aufhören.
Aber das ist ja alles nichts neues; besonders zu sein, galt dem Menschen schon immer als das beste Kleid. Nimm den alten Abraham: Ihm sagte der Unbegreifliche höchstpersönlich, dass er was besonderes ist, auserwählt sozusagen (Gen 12, 16). Das hat sich dann sogar auf alle seine Nachkommen übertragen. Ganze Völker voller fürchterlich überdurchschnittlicher Menschen entstanden so.
Wenn schon die großen Größen der Welt ihre ganz persönlichen Eigenheiten pflegen, dann wundert es dich sicher nicht, dass der Ausverkauf der Individualität auch am Bodensatz der Kultur stattfindet:
Da sind Die Ärzte, die kennen nur einen Gott: Belafarinrod. Achwas: Die Claudia spielt am liebsten mit ihrem Schäferhund. Da staunen Millionen Teenager und halten Die Ärzte für famose Revoluzer!
Na ja, und Sarah Kuttner macht natürlich auch ganz anders Fernsehen als alle anderen.
Selbst das amerikanische Mädchen aus dem Videoblog, das ich eben gesehen habe, interpretiert mit süßen Handpuppen coole Rapsongs, filmt sich dabei und ist furchtbar individuell.
Weißt Du, die großen und kleinen Künstler: sie malen und schreiben alle in buntesten Farben ein Bild von sich, das sie unterscheidet voneinaner und untereinander, das sie aber gerade deshalb letztendlich und schließlich doch umso mehr vereint im Sumpf der Individualität. (Hey, das hab ich gut gesagt, oder? Aus uns werden noch Schriftsteller!)
Aber - und das macht mich ganz froh, weißt Du - aber wir zwei, wir sind niemals einzigartig in unserer Gewöhnlichkeit. Das ist auch irgendwie viel schwieriger, hab ich gelesen.
Anselmus - 24. Jul, 20:22